Missionare nach Malawi

Als Gemeinde haben wir uns entschlossen, Missionare finanziell zu unterstützen. Ganz konkret geht es um die Familie Soppa, die nach Lilongwe (Malawi) geht.

An dieser Stelle veröffentlichen wir den in unterschiedlichen Abständen erscheinenden Rundbrief der Familie.

Familie Soppa in Malawi 

Der Winter naht!

mit unseren Rundbriefen möchten wir euch regelmäßig einen Einblick geben in das, was wir hier eigentlich so machen, wie es sich als Familie in Malawi lebt und wie es uns damit geht. Gleichzeitig möchten wir euch auch das Land und die Menschen ein wenig näherbringen und versuchen, euch ein Fenster in eine andere Welt zu öffnen.

Rückblick auf das erste Jahr

"When is it raining?" – fragte gestern Annemie, unsere Jüngste. Nicht so bald. Tatsächlich können wir uns nicht vorstellen, dass es erst in etwa 6-7 Monaten wieder Regen gibt.

Jetzt ist es tatsächlich kalt geworden. Besonders in der Nacht brauchen wir mehrere Decken und überbrücken die Zeit, bis wir uns tagsüber in der Sonne aufwärmen können, mit heißen Getränken und Wollsocken.

Unser erstes Jahr in Malawi neigt sich dem Ende. Manches Mal erinnern wir uns nun an Dinge die eben genau vor einem Jahr, kurz vor unserem Abflug  aus Deutschland, geschehen sind.

Emma, Ruben, Matthis und Annemie haben hier ihr erstes Schuljahr wirklich gut gemeistert und sich gut eingelebt, wir sind sehr stolz auf sie. Sie sind diese Woche in die wohlverdienten achtwöchigen Winterferien gestartet und können die verpassten zwei Wochen vom letzten Jahr nachholen.

Das erste Jahr in einem Satz zusammengefasst: Wir haben viel gelernt, schon jetzt einige Erlebnisse und Erfahrungen gesammelt – schöne und herausfordernde – , viele neue Menschen kennengelernt und Freundschaften schließen können.

Eine kurze Anekdote zu einem unserer Erlebnisse mitten in der Hauptstadt: Wir wollten nach der Schule kurz zu einer Klinik etwa 10 Minuten entfernt fahren. Da wir noch nie dort waren nutzten wir wie immer Google Maps. Das ist hier oft tückisch. Wie wir später merkten, hätten wir einfach der Hauptstraße weiter folgen müssen, ein wirklich simpler Weg. Stattdessen führte uns Google in eine Parallelstraße (eine vermeintliche Abkürzung), wo wir von jetzt auf gleich in eine Gegend ohne befestigte Straßen gelangten, und unter anderem durch eine flussbettähnliche Senke mussten, was unser Auto geradeso bewältigte ohne dass wir stecken blieben. Inmitten von Häusern, Wäscheleinen, Hühnern, Ziegen und Menschen versuchten wir dann ohne Erfolg, dem Weg zu folgen, wo normalerweise niemand mit dem Auto durchfährt. Immer wieder sind diese „Straßen“-verhältnisse und der radikale Bruch zwischen ziemlich normal geteerter Hauptstraße und plötzlicher Pampa und dem völligen Orientierungsverlust durch uns „Azungus“ (Weiße) erstaunlich für uns.

Freunde von uns machten übrigens die gleiche Erfahrung unter nicht so lustigen Umständen, da sie tatsächlich  dringende medizinische Hilfe brauchten, dann aber – Gott sein Dank – die Klinik noch rechtzeitig erreichten.

Erlebnisse wie diese zeigen uns, dass das Einleben hier wohl niemals so ganz vorbei sei wird und Land, Leute und Kultur immer wieder Überraschungen für uns parat haben.

Das Leben als Teil der internationalen Gemeinschaft hier bedeutet, auch das Lernen wir, ein ständiges Kommen und Gehen. Die ersten guten Freunde mussten wir schon wieder verabschieden, bei Ruben gehen leider seine zwei besten Schulfreunde auch wieder weiter in andere Länder und auch bei Emma verlassen viele Mitschüler in den höheren Klassen die Schule Richtung Boarding Schools (Internate) oder Homeschooling.

Hier schreiben wir gerade an unserem aktuellen Rundbrief

Was bei Margrit gerade los ist...

Da malawische Mitarbeiter hier meist kein eigenes Auto besitzen, ist es für mich immer wieder möglich, einfach durchs Fahren und Transportieren zu unterstützen. Vor kurzem bin ich zusammen mit der lokalen Initiative „Grace Pads“ (ich hatte schonmal in einem früheren Rundbrief darüber berichtet) zu einer Schule etwa 1,5 Stunden von Lilongwe entfernt gefahren um 200 pinkfarbene Eimerchen an die Teenager Mädchen dort zu verteilen. „Grace Pads“ kämpft gegen sogenannte „Period Poverty“ und setzt sich also für Frauen und Mädchen, denen es auf Grund von Armut nicht möglich ist, sich mit Hygieneprodukten rund um die Menstruation versorgen zu können. Zudem ist das Thema so schambesetzt, dass sie in dieser Zeit z.T. nicht die Schule besuchen und sich regelrecht zu Hause verstecken. Solche Themen gehen mir nahe. In der Welt, aus der ich komme ist dies kaum vorstellbar. Trotzdem kann ich mich gut in die Lage der Frauen hineinversetzen und mir vorstellen, wie Lebensverändernd so ein simples Eimerchen voller Perioden-Produkte sein kann.

Dementsprechend groß war die Begeisterung – und damit meine ich klatschen, kreischen, singen und tanzen-  als die Mädchen den Inhalt des Eimerchens präsentiert bekamen: 5 handgenähte Binden, 4 Stück grüner Seife (mit der der Großteil der Bevölkerung seine Wäsche per Hand wäscht), 2 Stück Körperseife und 3 Unterhosen. Letzteres wurde hinterher eifrig getauscht um auch die Lieblingsfarbe zu bekommen.

Für mich war dies wieder einmal eine tolle Erfahrung, das Leben der Mädchen ein Stück weit kennenlernen zu dürfen, die Schlafräume  zu sehen und die Plätze, an denen sie Kochen und Waschen.

Ansonsten geht es für mich hier immer wieder einen Schritt vorwärts aber oft auch gefühlte ein bis zwei zurück. Die richtigen Kontakte sind Gold wert. So habe ich neulich eine Schweizerin kennen gelernt, die mir in vielen Punkten nun eine gute Ansprechpartnerin ist. Sie hat früher als Krankenschwester hier in Malawi gearbeitet, kam vor vielen Jahren auch mit Teenagerkindern nach Malawi – kennt also auch in dem Punkt die Herausforderungen und einfach unheimlich viele Leute und Gesundheitseinrichtungen.

Die Mädchen mit den pinkenfarbenen Eimerchen

... bei Micha...

Im nächsten Semester werde ich wieder eine – für mich neue – Vorlesung in systematischer Theologie halten, die vorbereitet werden muss. Hier kann ich schon ein bisschen an Erfahrungen aus dem letzten Semester anknüpfen. Es macht mir total viel Spaß, mich in Themen einzuarbeiten, die mich auch selbst interessieren. Das hat in den vergangenen Semestern bereits sehr gut funktioniert, so dass ich nicht nur einen beliebigen Kurs aus dem Lehrangebot vorbereite, sondern auch persönlich profitiere.

Besonders freut mich, dass alle meine Studierenden ihre Kurse, die sie im vergangenen Semester bei mir belegt haben, bestanden haben. Während ich in das Vorbereiten und Halten einer (mehr oder weniger) klassischen Vorlesung ziemlich gut hereingekommen bin, habe ich im Griechischunterricht noch Entwicklungspotenzial, das es im nächsten Semester zu nutzen gilt.

Zum Schluss noch ein kurzes Feedback eines meiner Studenten, Frazer Chainga (49). Frazer ist Vater von vier Kindern, hat bis zu seinem Studium als Logistiker gearbeitet und ist im Ehrenamt Diakon einer Baptistengemeinde in der Hauptstadt Lilongwe. Er ist aktuell im zweiten Studienjahr das Bachelorstudiums und möchte nach seinem Abschluss in zwei Jahren als Pastor arbeiten. Im vergangenen Semester hat Frazer an meiner Vorlesung „Christologie und Soteriologie“ teilgenommen.

„Als Christologie wird in der christlichen Theologie die Lehre über die Person und Bedeutung von Jesus von Nazareth bezeichnet. Die Christologie ist ein zentraler Teilbereich der systematischen Theologie. Sie will die Fragen nach seiner Person und seinem Werk für die Gemeinschaft der Christen, die Kirche, den einzelnen Gläubigen und die Welt beantworten.

Soteriologie bezeichnet die Lehre von der Erlösung aller Menschen im christlichen Kontext. Sie ist im Lauf der Christentumsgeschichte unterschiedlich akzentuiert worden und setzt in der Regel die Sünde, den Menschen beziehungsweise das jeweilige Menschenbild und die Christologie zueinander in Beziehung.“ (Wikipedia)

Er schreibt dazu: „Vielen Dank für das eindrückliche Semester, das wir aufgrund Ihrer inspirierenden Vorlesung in Christologie und Soteriologie hatten. Dieses Semester war eine augenöffnende Erfahrung für mich. Ich hatte viel Freude an Ihrem Vorlesungsstil, der mir ermöglicht hat, einen einfachen Zugang zu Themen zu bekommen, die ich vorher als zu schwierig zu verstehen empfunden hatte. Ich hoffe auch im kommenden Semester wieder in einer Ihrer Vorlesungen zu sein.“

Frazer Chainga

Unsere nächsten Wochen

In den nächsten Wochen erwarten wir viel Freundes- und Familienbesuch, auf den wir uns sehr freuen und auch Entlastung durch großelterliche Fürsorge herbei sehnen.

In der Schule haben unsere beiden jüngeren Kinder oft mit ihren Klassen einen Auftritt in der wöchentlich stattfindenden Chapel, also einem kleinen Gottesdienst am Ende der Woche.

Da werden wir als Eltern immer gebeten, wenn möglich zu kommen und unser Kind zu supporten, also zu unterstützen. Wir merken, wie wichtig das für sie ist und mit welchem Strahlen sie dann auf der Bühne stehen und es ihnen einfach guttut, wenn einer von uns da ist.

In diesem Sinne können wir nicht oft genug für euren Support, in unterschiedlichster Form, danken und euch sagen, wie wichtig er für uns ist!

Trotz aller Herausforderungen und auch wenn nicht immer alles zufriedenstellend und erfüllend ist, haben wir doch auch viel Schönes und Kostbares hier in einem Jahr Malawi erfahren und sind gespannt auf ein weiteres. Dann ist nicht mehr alles neu, manches wiederholt sich und ist vertrauter.

Malawi aktuell

Am Ende unseres heutigen Rundbriefes noch eine traurige Nachricht: Am Montag, den 10.06.2024, ist aus bisher noch ungeklärten Gründen der Vizepräsident Malawis, Dr. Saulos Klaus Chilima, zusammen mit 9 weiteren Insassen bei einem Flugzeugabsturz bei einem Inlandsflug in Malawi ums Leben gekommen. Viele Menschen in Malawi sind durch diese Tragödie sehr betroffen und das öffentliche Leben ist derzeit stark von diesem Ereignis geprägt. Wir befinden uns aktuell in einer dreiwöchigen Staatstrauer. Unsere politischen Einblicke hier vor Ort reichen nicht aus, um wirklich einschätzen zu können, was für ein Mensch Chilima war oder wofür er politisch gestanden hat. Viele Reaktionen der Menschen hier zeigen aber, dass er bei vielen sehr beliebt war und ein Hoffnungsträger für eine bessere Zukunft Malawis gewesen ist. Bitte betet für Malawi und seine Zukunft.

Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er den einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.

(Die Bibel, Evangelium nach Johannes 3,16.)

Gebetsanliegen

Wir freuen uns über viele ermutigende Nachrichten von Menschen und Gemeinden, die für uns beten. Folgende Anliegen bewegen uns derzeit:

Wir sind dankbar für

  • dass unsere Haushaltshilfe Jennifer eine gesunde Tochter zur Welt gebracht hat und dass es Mutter und Tochter gut geht.
  • für ein gutes ersten Schuljahr unserer Kinder.

Wir bitten darum, dass

  • wir eine schöne Zeit mit unserer Familie haben.
  •  die Kinder im neuen Schuljahr neue Freundschaften schließen.

Herzliche Grüße aus Malawi, eure Familie Soppa

Rundbrief #05 – Juni 2024